Zwischen Reiz und Reaktion

Ich habe mir seit dem letzten Blogbeitrag ein wenig Zeit genommen, um mich noch mehr in das Thema „Ausprägungen der Kindheit und Jugend“ zu vertiefen.

Die im Internet angebotenen Wege zur Auseinandersetzung mit diesem sehr tiefgehenden Thema sind unübersehbar und Segen und Fluch zugleich. Segen deshalb, weil erlebbar ist, dass die Konfrontation mit der eigenen Geschichte keine Einzelunternehmung mehr darstellt: so viele Menschen teilen heute ihr Streben nach Aufarbeitung des „So-Gewordenseins“ über sie sozialen Medien mit, mal markt-schreierisch, mal wehklagend, jammernd, aber zumeist sind es doch authentische Geschichten, die oft auch Betroffenheit und Mitgefühl auslösen. Der wichtigste Effekt ist doch die Möglichkeit zur Erkenntnis: ich bin nicht allein, auch andere wursteln mit ihrer Biografie, suchen nach Lösungen und Veränderungen, und das kann sehr tröstend sein, nicht wahr?

Andererseits werden Lösungsansätze, Erklärungen, Angebote zu bestimmten Wegen, „neuem Denken und Fühlen“ immer mehr mehr kommerzialisiert! und hier wirds dann kritisch für Menschen, die dringend Hilfe benötigen, um nicht noch letztlich in der Psychiatrie zu landen!

Der einzigen, für mich vertretbare Rat, den ich zu geben vermag ist, sich vor einer Entscheidung für ein Seminar, Webinar o.ä. zu fragen, was ich am dringendsten nötig habe, was meine Kernpunkte sind und wie ich von mir, aus tiefster Seele, sein möchte, welche Veränderungen mir zu mehr Lebensqualität, zu mehr Freude und letztlich auch zu meinen ehrlichsten Intentionen verhelfen können.

Der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Frankl) sagte einmal:

„Wenn du den Raum zwischen Reiz und Reaktion betreten kannst, bedeutet das Freiheit!“

Nehmen wir als Reiz einmal die Beschimpfung durch einen Partner, Kollegen, Freund oder sonstwen, die vielleicht in Dir sofort eine ebensolche Beschimpfung entstehen lässt, und so gehts hin und her und am Schluß des heftigen Wortwechsels bleiben die Beteiligten aufgeregt, empört, verletzt zurück. Bis zum nächsten Mal, weil beide aus den in Kindheit und Jugend gemachten Erfahrungen mit Eltern, Geschwistern, Oma, Opa und wen auch immer reagieren. Unbefriedigend ists für die Beteiligten allemal und meist beschränkt sich diese nicht auf einen Menschen, denn schon an der Supermarktkasse oder Tankstelle bietet sich die nächste Gelegenheit, eine solche Konfrontation mit Dir und den Mitmenschen zu erleben. Und so gehts immer weiter, Du teilst deine Mitwelt in „blöd und doof“ und „nett“ ein, aber wirklich befriedigend ist das nicht, oder?

Das Freiheitsmoment liegt also darin begründet, die Wahl zu haben: entweder mitschwimmen im Strom der Konfrontation (lt. Deutschlandfunk nimmt die Gewaltbereitschaft in Deutschland immer mehr zu und diese beschränkt sich nicht auf ohnehin kriminelle Mitmenschen!), der Verletzung, Beleidigung (übrigens eine Straftat!) und Schlimmerem, oder sich dafür zu entscheiden, zurück zu treten, den Blickkontakt mit dem Gegenüber zu suchen, und ihm dein Befinden in just diesem Moment mitzuteilen. Ohne Vorwurf, ohne Anklage, auch nicht über den anderen sprechen, sondern von Dir „berichten“….

Marshall B. Rosenberg ist der Pionier der Gewaltfreien Kommunikation (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation), seine Publikationen sind sehr lesenswert, aber besser noch ist das Üben im Rahmen eines Workshop o.ä. Denn: diesen oben erwähnten Raum betritt man/frau „nicht mal so eben“, weil unsere Reiz-Reaktionsmuster die Türen zuhalten, um mal im Bild zu bleiben!

Hab‘ Mut, andere Wege zu gehen, werde zu dem viel zitierten Menschen, den Du am liebsten in dieser Welt um Dich herum haben möchtest! Und vergiss‘ nicht: diesen Wunsch teilst Du mit ganz, ganz vielen Menschen…..

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