Die Liebe und das vergessene Küchenrezept

Um es vorauszuschicken: mit Liebe kann man diejenige Haltung umschreiben, mit der man(n)/frau nach der Verliebtheitsphase einer Partnerschaft, die nun – ohne die rosarote Brille – immer deutlicher zutage tretenden Unterschiede erkennt, annimmt und als Ausdruck der jeweiligen Individualität einordnet. Es gilt der „Grundsatz“: „we are one, but not the same“ (aus „One“, ein herrlicher Klassiker der Band U 2!).

Das heißt sich nicht, alles Störende, Widersprüchliche, Ungewohnte und Abzulehnende zu negieren, sondern das Entscheidende ist doch, und hier folge ich dem bekannten Psychotherapeuten Wolfgang Schmidbauer, wie ich mich als Partner zur Individualität des Partners stelle, die sich mitunter in Ansichten oder Verhaltensweisen äußert, dass einem die Haare zu Berge stehen. Die Kunst der Liebe besteht u.a. darin, sich dieses Gewahrwerden bewusst zu machen, vor allem, was es in einem selbst auslöst und vor allem den Respekt vor dem Gegenüber nicht zu verlieren. Nicht nur „fliegende Aschenbecher“, auch Worte können gewalttätig missbraucht werden und verletzen.

...dreimal habe ich es Dir bereits erklärt !

Ein Klient berichtete mir von einer Begebenheit mit seiner Partnerin, die ihn seit geraumer Zeit beschäftigte, weil er sich die Heftigkeit ihrer Reaktion nicht zu erklären wusste.

Er wollte ein bestimmtes Gericht kochen, von welchem er wusste, dass seine Partnerin es besonders liebte. Diese war gerade von einem Einkauf wieder nach Hause gekommen und setzte sich zu ihm auf das Sofa, sagte, dass es so voll war im Einkaufszentrum, so viele Menschen. Beide hatten vorher abgesprochen, dass er mit kochen an der Reihe sei und er schlug ihr vor dieses besagte Gericht zu kochen. Sie stimmte zu. Dann fragte er, welche Zutaten er genau noch bräuchte und wie es genau zubereitet würde.

Da brach es lautstark aus ihr heraus, berichtete der Klient: „Dreimal habe ich Dir dieses Rezept schon erklärt, Du hast es selbst schon einmal gekocht!“ Dabei hielt sie ihm wutentbrannt drei Finger ihrer rechten Hand vors Gesicht. Als er verneinte, das Gericht schon einmal gekocht zu haben, wurde sie lauter und ergänzte in fortgesetzter Heftigkeit, dass er ohnehin immer alles mögliche vergessen würde.

Jegliches vernünftige Gegenargument schien chancenlos, berichtete er weiter, und er verließ den Raum.

Der Abgesang….

In mehreren Sitzungen konnten wir gemeinsam herausarbeiten, was ihn an dieser Heftigkeit störte und warum, und es kam außerdem noch zutage, dass es nicht der einzige, plötzliche Gefühlsausbruch seiner Partnerin im Verlaufe der letzten Monate war, der den Klienten in seine Kindheit „zurück-beamte“, da seine Mutter ebenfalls „ansatzlos“ in Wut geraten konnte und diese häufig mit Schlägen kombinierte. Ich konnte ihn ermutigen, das Gespräch mit der Partnerin zu suchen, das schließlich zu dem Ergebnis führte, so erzählte er, dass sie dasjenige, das sie sein „Chaos“ nannte, nicht mehr auszuhalten bereit wäre, dass allein schon der Laptop aufm Esstisch sie dergestalt stören würde, dass sie ihn Wut gerate. Aber: sie würde ihn lieben!

Die Gräben zwischen dem Klienten und seiner Partnerin schienen auf einmal abgrundtief und kaum überbrückbar.

Gewaltfrei kommunizieren – unverzichtbar in der Partnerschaft

Der amerikanische Psychologe Marshall B. Rosenberg hatte vor vielen Jahrzehnten ein sehr praktikables Konzept zur „gewaltfreien Kommunikation“ entwickelt, das bis heute nicht an Bedeutung verloren hat. Im Gegenteil: die Zunahme an häuslicher Gewalt, von der zunehmend auch Männer betroffen, wenngleich die meisten Opfer Frauen und Kinder sind, ist heute aktueller denn je. Rosenberg selbst fasste die 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation übrigens folgendermaßen zusammen: 

>Wenn ich A sehe (kann auch sehen, hören, riechen sein!) (Beobachtung), >dann fühle ich B (Gefühl), >weil ich C brauche (Bedürfnis). >Deshalb möchte ich jetzt gern D (Bitte).

Für meinen Klienten kam diese Info leider zu spät!

In der online-DIALOGOS-Lebensberatung unterstütze ich Dich gerne, diese Schritte zu gehen…

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